Mittwoch, 1. September 2010

Der Tag, an dem die Walsafari (wieder) nicht stattfand

21:10 01.09.2010
Pünktlich um 9 Uhr trafen wir, nach nur 3 Minuten Fußweg und bereits in unsere wärmsten Klamotten verpackt, im Walzentrum ein. Hier erfuhren wir, dass sich die Fahrt zu den größten Zahnwalen der Welt wegen des starken Windes verzögert; um 15 Uhr würde der Captain entscheiden, ob die Tour stattfindet. Zunächst nahmen wir an der Führung durch das Walcenter teil, in deren Verlauf uns ein junger Walforscher aus Deutschland allerhand wissens- und bemerkenswertes zu den größten Meeressäugern im Allgemeinen und den hier in relativer Küstennähe (10 bis 20 Seemeilen) zahlreich vorkommenden, im Übrigen ausschließlich männlichen, Pottwalen erzählte. Kurz vor der Küste fällt der Meeresboden hier bis zu einer Tiefe von 1000 m ab; in dieser Tiefe jagen die Pottwale unter anderem Riesenkraken und tauchen dabei regelmäßig zum Atmen auf. Dabei versäumte unser Guide nicht, auf Erkenntnisse der aktuellen Walforschung einzugehen - ein Wissenschaftszweig, der erstaunlicherweise noch ziemlich in den Kinderschuhen steckt. Höchst interessant, aber eben doch nur ziemlich graue Theorie ... Die Wartezeit bis zum praktischen Teil überbrückten wir mit einem Besuch des "Fargeklatten Veita", eines winzigen ehemaligen Fischerhäusschens, das heute als Museum, Galerie und Shop für "Touristenbedarf" der etwas gehobeneren Art (darunter neben handgestrickten Norwegermützen auch kunsthandwerklich gefertigter Schmuck und vieles mehr) dient. Den nächsten Regenschauern entgingen wir in der gemütlichen "Jul. Nilsens Bakeri & Konditori", wo wir uns (zu durchaus zivilen Preisen) jeder ein leckeres Sandwich und ein "Heißgetränk" seiner/ihrer Wahl leisteten. Wir ahnten nichts Gutes, als wir - bei immer noch recht heftigem Wind und tief hängenden Wolken - wieder beim Walzentrum eintrafen. So erfuhren wir dann auch gleich, dass die heutige Walsafari wegen des schlechtem Wetters abgesagt sei ... und ob wir nicht an nächsten Tag dabei sein wollten? Leider nein, denn da haben wir eine ordentliche Tagesetappe von fast 300 km zu unserem nächsten Ziel, den Lofoten, zu absolvieren ...
Zusammen besichtigten wir noch die Nordlicht-Ausstellung im Naturzentrum HISNAKUL gleich nebenan, die zwar mit der Begründung "The season is over!" geschlossen war, aber dann doch für uns geöffnet wurde - noch dazu mit einem Schlechtwetterrabatt von 100% auf den ursprünglich stolzen Eintrittspreis von etwa 10 € pro Person. Nun ja, ein schwacher Trost, aber immerhin ... In der Ausstellung konnten wir einiges über die Entstehung des Nordlichts, über die Geschichte seiner Erforschung und andere Themen im Zusammenhang mit der Lage in Polnähe (wir sind hier immerhin etwas nördlich des 69. Breitengrads) erfahren; so konnten wir uns an einem sehr schönen Modell davon überzeugen, dass unsere Urlaubstage hier etwas länger sind, als es die Tage zuhause wären. Anschließend zog es Lisa zurück in die Hütte; Cornelia und ich machten noch einen ausgedehnten Spaziergang am Strand und durch die Straßen des Ortes. Zum Abendessen gab es einheimischen "Røket Laks" (geräucherter Lachs) und zum Dessert ein kleine Portion "Rømmegrøt" mit Zucker und Zimt für jeden.
~Hubertus